Stärkung von Resilienz in Krisenzeiten

10.03.2022

Niemals hätte ich mir auch nur im Geringsten vorstellen können, dass wir heute eine Realität erleben müssen, die sich wie ein Alptraum anfühlt, aus dem man sich wünscht, schnell zu erwachen. Aber so einfach ist das leider nicht. Wir müssen lernen mit dieser Realität umzugehen und noch viel wichtiger: Wir müssen aufeinander achtgeben und in Aktion kommen; Worten Taten folgen lassen. Viele Spendenaktionen und humanitäre Hilfen wurden bereits mobilisiert – jeder hilft nach seinen Möglichkeiten, die Anteilnahme und Solidarität für die Ukraine ist überwältigend!

Neben vielen Initiativen und Maßnahmen für das Kriegsgebiet und deren unmittelbaren Opfern sollten wir in unserem Alltag jedoch nicht vergessen, was diese Realität auch mit uns allen macht, auf privater sowie beruflicher Ebene. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir als Führungskräfte auch ganz persönlich einen Beitrag leisten sollten. Hier ist das Stichwort: Resilienz!

Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, Krisen unbeschadet zu bewältigen, an ihnen zu wachsen und gestärkt daraus hervorzugehen. Auf den Punkt gebracht ist Resilienz, die psychische Widerstandskraft, über die ein Mensch verfügt, um eine schwierige Lebenssituation gut durchzustehen. Ohne davon in seiner Leistungsfähigkeit, Lebenskraft oder Lebensfreude beeinträchtigt zu sein. Genau jetzt benötigen Ihre Mitarbeiter Ihre Resilienz in der Führung und Ihre Fähigkeit, diese auf das Team zu übertragen.

Nun wissen wir, die Psyche des Menschen ist ein breites Spielfeld. Das macht es für Sie nicht einfach, „mal eben schnell“ für mehr Resilienz bei Ihren Mitarbeitern zu sorgen. Denn jeder Mensch verfügt über ein anderes Gerüst an Glaubenssätzen, persönlichen Werten und bisher gemachten Erfahrungen.

Doch wie wird man resilienter? Die gute Nachricht in diesem Kontext ist, dass Resilienz nicht als angeborenes statisches Persönlichkeitsmerkmal zu verstehen ist, sondern als eine zu erlernende Fähigkeit.

Es gibt ein paar wichtige Tricks, um seine persönliche Resilienz zu steigern, die im Bereich der Neurowissenschaften zu finden sind. Zum Beispiel, dass man Gefühle der Frustration nicht unterdrückt, da dies zusätzliche Energie kostet und kontraproduktiv ist. Stattdessen ist es sinnvoller, sich diese Gefühle rational zu erklären, indem man ihnen eine Beschreibung, ein "Label" gibt und dieses im Anschluss auch kurz niederschreibt. So funktioniert das auch in Besprechungen und führt dazu, dass das rationale Denken im Gehirn wieder die Oberhand gewinnt. Eine weitere Möglichkeit ist, sich selbst zu stabilisieren, indem man dem Team Wertschätzung entgegenbringt und folglich die positiven Reaktionen mittels Mechanismen wie zum Beispiel Spiegelneuronen das eigene Wohlbefinden steigern.

Da wir uns gerade mehr denn je in einer Zeit des permanenten und häufig sehr plötzlichen Wandels befinden, ist es umso ratsamer, resilientes Handeln sowohl in die Unternehmenskultur als auch den Führungsstil zu integrieren.

Meine Gedanken:

  1. Ereignisse erzeugen unterschiedliche Reaktionen bei Ihren Mitarbeitern. Genau deshalb ist es essenziell, dass Sie Ihrem Team nahe sind und den Puls fühlen, um die individuellen Bedürfnisse in Erfahrung bringen zu können. Um zu wissen, welche Emotionen die Mitarbeiter gerade beschäftigen oder welche Situationen sie ggf. psychisch belasten, benötigt es Ihre Zeit und Ihr Interesse durch Gespräche und Feedbacks.
  2. Führung kann nur stattfinden, wenn Sie selbst emotional ausgeglichen sind und es schaffen, in schwierigen Situationen konstruktiv und positiv zu bleiben. Nutzen Sie daher Ihre persönliche Resilienz, steigern Sie Ihre Selbstwirksamkeit, Ihr Selbstvertrauen und nicht zuletzt auch Ihre Lebenszufriedenheit. Sie finden so zu Ihrer inneren Balance (zurück) und sind somit auch ein besseres Role Model für Ihr Team.

In diesem Sinne, bleiben Sie gesund und stärken Sie Ihre eigene Resilienz, ggfs. auch durch inspirierende Gespräche in Cannes!

Ihre
Sandra Günther