Schubladendenken ist Schnee von gestern

09.06.2022

Manchmal benötigt es tatsächlich erst einen Anstoß von außen, um sich mit einem Thema intensiver zu beschäftigen. Unconscious Bias ist ein Thema, das so tief in unseren Alltag eingreift und so vielschichtig ist, dass wir uns eigentlich ständig damit beschäftigen sollten – daher kann meine Kolumne allenfalls nur ein Impuls zum Nachdenken für Sie sein.

Warum finden wir manche Person sehr sympathisch und zu anderen finden wir hingegen wenig Zugang? Warum trauen wir einer Person mehr zu als einer anderen? Warum treffen wir aufgrund von Sympathie oder Antipathie Entscheidungen, die Auswirkungen auf die Zukunft von genau diesen Personen haben? Weil wir in der sogenannten Unconsious Bias gefangen sind. Was genau bedeutet das?

Vorherrschend versteht man darunter all die unbewussten Verzerrungen unserer Wahrnehmung, die unser Urteilsvermögen beeinflussen. Letztlich also unbewusste Denkmuster und Vorurteile, die unser Denken und Handeln beeinflussen und damit auch der Vielfalt in Organisationen im Wege stehen.

Unbewusste Vorurteile haben einen erheblichen Einfluss auf unser bewusstes Urteilsvermögen und führen dazu, dass wir Entscheidungen zugunsten bestimmter, von uns persönlich präferierten, Personengruppen treffen. In der Arbeitswelt kann dies zu subjektiven und damit auch suboptimalen Entscheidungen führen. Wird diese Voreingenommenheit nicht richtig angegangen, kann sie sich negativ auf die Arbeitsplatzkultur und die Teamdynamik eines Unternehmens auswirken und die Diversität im Unternehmen einschränken. Dies wiederum kann die Chancengleichheit für Teammitglieder:innen und Bewerber:innen verringern. Bemühungen, die Vielfalt im Unternehmen zu erhöhen und die Gleichheit im Unternehmen zu stärken, laufen somit ins Leere. Potenziale werden nicht ausreichend ausgeschöpft und vermeidbare Mehrkosten entstehen.

Diese Vorurteile führen dazu, dass wir Menschen, die uns ähnlich sind, automatisch sympathisch finden und uns Fremdes eher suspekt ist. Das reduziert die Vielfalt in Organisationen, denn es beeinflusst zum Beispiel auch, wer eingestellt wird, Förderung erhält oder den nächsten Karriereschritt macht. Unconscious Bias ist genau deshalb ein Führungsthema und hat auch automatisch Auswirkungen auf die Unternehmensführung und auf HR-Prozesse. Denn um eine gute Führungskraft zu sein, ist es wichtig, sich unbewusster Präferenzen und Denkmuster bewusst zu werden, um gute Entscheidungen zu treffen.

Daher ist es entscheidend, persönliche Vorurteile zu hinterfragen und ein chancengleiches Arbeitsumfeld zu fördern. Führungskräfte, die sich kritisch mit ihren eigenen unbewussten Vorurteilen auseinandersetzen und Strategien anwenden, die verhindern, dass der Unconscious Biases die Entscheidungsfindung beeinflussen, sind auf dem besten Weg zu einer inklusiven Führung und somit auch zu einer Inklusionskultur.

Meine Gedanken:

  1. Schärfen Sie das Bewusstsein für Unconscious Biases auf der Führungsebene, um Vorurteile in jeglichen Entscheidungsprozessen abzubauen. So gewährleisten Sie ein hohes Maß an Chancengleichheit für alle Mitarbeitende.
  2. Klären Sie in Ihrem Unternehmen konkret folgende Fragestellungen:

    • Wie muss Ihr Recruiting verändert werden, damit ein hohes Maß an Neutralität gewährleitet ist?
    • Wie können Sie sicherstellen, dass Sie sich bei Führungspositionen nicht nur für die Ihnen ähnelnde Personen entscheiden?
    • Wie können Sie benachteiligte Gruppen fördern?
    • Wie kann eine Gesamtbetrachtung des Bewerberprofils erfolgen?

In diesem Sinne, bleiben Sie gesund, offen und unvoreingenommen!

Ihre
Sandra Günther